Die meisten Aktien lassen sich in die Kategorien Substanzwert und Wachstum einordnen. Dazu passend gibt es Investmentphilosophien, die vorwiegend in eine der beiden Aktienarten investieren. Aber worin bestehen die Unterschiede genau? Ergibt die Unterteilung Sinn? Und sollte ich lieber in Value- oder Growth-Aktien investieren?
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Was du wissen solltest
- HĂ€ufig werden Aktien in die Kategorien Value (Substanzwert) und Growth (Wachstum) eingeteilt.
- Diese Kategorien sind nicht unumstritten und komplett feststehend â Unternehmen können von einer in die andere Kategorie wechseln.
- Growth-Aktien zeichnen sich beispielsweise durch hohes Wachstum, niedrige Dividenden oder niedrige Gewinne aus, wÀhrend Value-Aktien tendenziell niedriges Wachstum, hohe Dividenden und hohe Cashflows aufweisen.
- WĂ€hrend Value Investing versucht, in unterbewertete Unternehmen anzulegen, in der Hoffnung, dass ihre Kurse zukĂŒnftig steigen, möchten Growth-Investoren Wachstumsbranchen identifizieren und sie ins Portfolio holen.
Zwei Arten von Unternehmen
Die meisten an der Börse gehandelten Unternehmen lassen sich grob als Growth- (Wachstumsaktien) oder Valueaktien (Substanzwerte) einordnen, wobei eine Zuordnung nicht immer eindeutig getroffen werden kann. Die meisten bekannten Unternehmen aus Indizes wie dem Nasdaq gelten in der Regel als Growth-Aktien.
Solche Aktien erhalten insbesondere in wirtschaftlichen Boomzeiten viel mediale Aufmerksamkeit, was die Beliebtheit bei Investoren verstĂ€rken kann (aufgrund des âGlamour-Faktorsâ). Viele Wachstumswerte stammen aus der Technologiebranche, wie Apple, Alphabet, Amazon, Meta oder SAP. Aber auch Unternehmen anderer Branchen können der Growth-Kategorie zugeordnet werden, z. B. NestlĂ©, Roche oder Walt Disney.
Value-Aktien hingegen haben im Vergleich zum Gesamtmarkt ein geringeres Wachstum und sind als Investment weniger glamourös. Das liegt daran, dass Substanzwerte vorwiegend den klassischen Branchen wie Automobil, Finanzen oder Stahl zugeordnet werden können. Die gröĂten Value-Unternehmen des weltweiten Aktienindex MSCI World sind Verizon, General Electric, Exxon Mobile, Microsoft oder J.P. Morgan.
Auch wenn die Unterscheidung zwischen Growth und Value â wie wir in den nĂ€chsten Abschnitten lernen werden â auch auf betriebswirtschaftlichen Kennzahlen beruhen, sind die GegensĂ€tze nicht in Stein gemeiĂelt, sondern unterliegen dem stetigen Wandel des Marktes und der Unternehmen. Dementsprechend ist es möglich, dass ein Unternehmen ein Grenzfall ist und sich Experten darĂŒber streiten, welcher Gruppe es zugeordnet werden sollte. Auch können Unternehmen von einer Kategorie in die andere wechseln, wenn sich das Unternehmen verĂ€ndert â hĂ€ufig von Growth zu Value, wenn sich ein Unternehmen am Markt etabliert.
Was sind Value-Aktien?
Schauen wir uns nun die Eigenschaften von Value-Aktien an. Die UmsĂ€tze von Substanzwerten wachsen nicht so stark wie die des Marktdurchschnitts. Investoren sehen bei Value-Unternehmen zukĂŒnftig keine groĂen GewinnsprĂŒnge. Als Folge davon weisen Value-Unternehmen oft ein niedriges Kurs-Gewinn-VerhĂ€ltnis (KGV) auf. Dies liegt zum einen am niedrigen Kursniveau, zum anderen an den höheren Gewinnen.
Das GeschĂ€ftsmodell ist meist solide und bewĂ€hrt, weshalb die Gewinne relativ konstant und nur geringen Schwankungen unterworfen sind. FĂŒr die Aufrechterhaltung der GeschĂ€ftstĂ€tigkeit sind zudem in der Regel keine hohen Investitionen in das Anlagevermögen nötig.
Das alles sind GrĂŒnde, warum die Dividendenrendite bei Value-Unternehmen gröĂtenteils höher liegt als bei Wachstumsunternehmen. Es wird nicht so viel Kapital in naher Zukunft benötigt, weshalb Gewinne in Form von Dividenden eher ausgeschĂŒttet anstatt in das GeschĂ€ft reinvestiert werden.
Hier einige wichtige Aspekte von Value-Aktien auf einen Blick:
Geringes Wachstum
Niedriges Kurs-Gewinn-VerhÀltnis
Hohe Gewinne/Cashflows
Niedrige Investitionen
Hohe Dividendenrendite
Was sind Growth-Aktien?
Die dominanteste Eigenschaft von Growth-Unternehmen ist hingegen ihr Wachstum, das oberhalb des Marktdurchschnitts liegt. Aufgrund regelmĂ€Ăiger Berichterstattung in den Medien besitzen sie ein starkes Prestige. Da Growth-Aktien bei Investoren sehr beliebt sind und von steigenden Gewinnen ausgegangen wird, ist das Kurs-Gewinn-VerhĂ€ltnis (KGV) in der Regel hoch.
Dies liegt zum einen an einem tendenziell höheren Aktienkurs, zum anderen an den aktuell noch niedrigen Gewinnen. Growth-Unternehmen investieren sehr viel Kapital in ihr Wachstum, wodurch die aktuellen Gewinne eher gering ausfallen. Aus demselben Grund ist die Dividendenrendite bei Wachstumsaktien null oder niedrig. Die Unternehmen nutzen erwirtschaftete Gewinne fĂŒr Investitionen in die GeschĂ€ftstĂ€tigkeit, weshalb diese nicht an die Investoren ausgeschĂŒttet werden.
Alphabet (ehemalig Google) hat zum Beispiel noch nie eine Dividende gezahlt. Das Unternehmen begrĂŒndet diesen Schritt damit, dass innerhalb des Konzerns viel lukrativere GeschĂ€ftsmöglichkeiten existieren als auĂerhalb. Das Geld der Investoren ist daher besser angelegt, wenn es im Unternehmen bleibt, anstatt es als Dividende auszuschĂŒtten.
Die wichtigsten Eigenschaften von Growth-Aktien auf einen Blick:
Hohes Wachstum
Hohes Kurs-Gewinn-VerhÀltnis
Niedrige Gewinne / Cashflows
Hohe Investitionen
Niedrige Dividendenrendite
Value und Growth im Vergleich
Schauen wir uns nun noch einmal die wichtigsten Aspekte von Growth- und Valueaktien im Vergleich an.
Eigenschaft | Value | Growth |
---|---|---|
Wachstum | niedrig | hoch |
Prestige | niedrig bis mittel | hoch |
Dividende | hoch | niedrig |
Kurs-Gewinn-VerhÀltnis (KGV) | niedrig | hoch |
Cashflow | hoch | niedrig |
Value vs. Growth Investing
Ăber die Bestimmungen der Eigenschaften von Value- und Growth-Aktien hinaus, gibt es zwei InvestmentansĂ€tze, die sich jeweils auf Growth- oder Value-Werte fokussieren und von verschiedenen Grundannahmen ausgehen, mit dem Ziel, eine möglichst hohe Rendite zu erzielen.
Die Strategie der Wachstums-Anleger lĂ€sst sich mit folgendem Satz umschreiben: âIch kaufe einen Dollar fĂŒr den Preis von einem Dollar und hoffe, dass dieser in naher Zukunft zwei Dollar wert sein wird.â Growth-Investoren versuchen oftmals, Unternehmen aus Branchen in ihr Portfolio zu holen, die sie als zukunftstrĂ€chtige Branchen identifiziert haben. Sie versuchen, vom Wachstum bestimmter Branchen zu profitieren und damit dauerhaft mehr Rendite als der Gesamtmarkt zu erzielen.
Value-Investoren hingegen analysieren Unternehmen nach ihren betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und versuchen, diejenigen Value-Unternehmen ins Portfolio zu holen, die sie als âunterbewertetâ verstehen, die aber langfristig wieder im Wert steigen sollen. Die Idee dahinter könnte man mit dem folgenden Satz umschreiben: âIch kaufe einen Dollar fĂŒr einen Preis von 50 Cent und hoffe, dass der Preis in naher Zukunft wieder auf einen Dollar steigt.â
UnabhĂ€ngig davon, ob du lieber in Value oder Growth Aktien oder ETFs investierst, benötigst du zum Investieren ein Depot. Mit unserem Depot-Vergleich findest du das beste Depot fĂŒr deine persönlichen BedĂŒrfnisse. Unser ETF-Sparplan-Vergleich zeigt dir zudem die besten ETF-Sparplan-Angebote.
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Warren Buffett
Einer der bekanntesten Vertreter des Value Investings ist Investor und MilliardÀr Warren Buffett. Mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway hat er ein Investmentimperium aufgebaut, das ganz darauf beruht, durch Beteiligungen an unterbewerteten Value-Unternehmen gute Renditen zu erwirtschaften.
Am besten beides im Portfolio haben
FĂŒr Wertpapieranleger stellt sich die Frage, welche dieser Strategien sie fĂŒr ihr Aktienportfolio verfolgen sollen â welche ihnen höhere Renditen einbringt. Die Vertreter beider Richtungen können Untersuchungen anbringen, die die Ăberlegenheit ihrer Strategie vermeintlich bestĂ€tigt.
Wer sich fĂŒr eine der beiden Strategien entscheiden möchte, kann dies nach persönlicher Vorliebe tun und etwa das eigene Interesse an zukunftstrĂ€chtigen Branchen oder an Fundamentalanalysen von Unternehmen nutzen. Anleger, die nur wenig Zeit fĂŒr die Analyse und Auswahl von Aktien aufbringen möchten oder können, können sich mithilfe von Indexfonds ein Growth- oder Value-Portfolio aufbauen.
Aber es gibt auch eine dritte Option, die sich Aktien aus beiden Kategorien ins Portfolio holt. Gemeint ist das global gestreute, passive Anlegen mit ETFs, wie wir es in unserem ETF-Handbuch beschreiben. Die Diversifikation ĂŒber verschiedenste Aktien bei langfristiger Geldanlage ist hierbei das Fundament des langfristigen Renditeerfolgs. Als Zusatz zu diesem passiven Investment bietet sich das sogenannte Factor Investing an, bei dem verschiedene, evidenzbasierte Faktoren (wie Filter) im Portfolio ĂŒbergewichtet werden, um langfristig eine Mehrrendite im Vergleich zum Markt zu erzielen. Einer der möglichen Faktoren ist hierbei âValueâ, bei dem Value-Aktien ĂŒbergewichtet werden.
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